Am Sonntag entdeckte Jara in unserem Garten – mal wieder – einen Igel. Allerdings nicht wie sonst am Abend – nein es war Tag und der Igel war sehr klein. Da der Winter bei uns bereits mit Frost an die Tür geklopft hat, habe ich den kleinen Igel erst einmal aufgehoben und gewogen. Knapp 300 Gramm brachte das zierliche Tierchen auf die Waage. Überwintern kann ein Igel mit dem Gewicht nicht. Dazu sollte er schon 500 bis 700 Gramm wiegen. Ganz klar, dass der kleine Kerl, der mal gerade in eine Hand passt, es nicht mehr schafft, noch 200 bis 400 Gramm zuzunehmen.
Auf dem Foto sieht man den Kleinen, gebettet in den Blättern unserer Kastanie. Das Größenverhältnis zeigt, welchen Igel-Zwerg wir da gefunden haben.
Nachdem nun klar war, dass der Kleine den Winter ohne Hilfe nicht überleben wird, habe ich die Tierschutzbeauftragte der Stadt Aachen angerufen. Glücklicherweise konnte die Dame mir auch helfen. Zunächst einmal war klar: dieser Igel wird den Winter nicht überleben. Deshalb muss er in einen großen Karton, der mit Zeitungspapier und (ganz wichtig) einer handwarmen Wärmflasche und einem Tuch ausgestattet ist. Zu fressen gibt es Katzenfutter (haben wir nicht) oder Rührei (wurde sofort zubereitet), zu trinken Wasser. Den Igel nun von der Umgebungstemperatur her nicht zu warm und nicht zu kalt im Haus unterbringen. Wichtig: so ein Igel ist sehr geräuschempfindlich und muss möglichst ruhig stehen, weil Geräusche für ihn Stress bedeuten und Stress sein Immunsystem schwächt, was für das kleine Tier tödlich enden kann.
Wir haben also einen großen Karton gesucht. Mussten im Keller etwas umkramen, um einen ausreichend großen Karton zu haben. Da rein kamen nun alle Zutaten für das Igel-Gast-Quartier. Der Igelplatz wurde in der Garage gefunden. Ich stellte den Karton auf eine offene Wanne mit Rindenmulch. Ich dachte, dass der Geruch des Rindenmulchs für unseren Gast ganz angenehm sein müsste. Dann Futter und Wasser hingestellt und fertig … nein, festgestellt, dass der Igel nicht frißt. Also habe ich ihm das Rührei direkt vor die Nase gelegt – und siehe da, der Kleine begann zuerst zaghaft und dann mit gutem Appetit zu fressen. Da sind wir doch guter Hoffnung, dass unser Gast auch gut über den Winter kommen wird. Allerdings nicht bei uns!
Morgen bringen wir unseren Igel ins Aachener Tierheim, das erst nach dem Wochenende wieder aufnahmebereit ist. Hier gibt es eine Auffangstation für Igel, die aus den unterschiedlichsten Gründen ohne Hilfe nicht über den Winter kommen würden. Der Kleine ist mit seinem Problem also nicht allein. Und noch viel wichtiger: hier gibt es Leute, die sich mit der Pflege des stacheligen Zeitgenossen auch gut auskennen. So, nun gewähre ich Ihnen noch einen Blick in unser Gästezimmer.
PS.: Wenn er den Winter überlebt, dann darf er wieder zurück in unseren Garten, wo ihm ein Totholzhaufen Unterschlupf bietet. Igel sind Reviertiere und sollen nach Möglichkeit dahin zurück, wo sie gefunden wurden. Bei uns ist er dann im Frühjahr wieder herzlich willkommen.