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Wo kocht der Igel eigentlich sein Ei?

Im letzten Jahr hatten wir einen kranken Igel im Garten. Den habe ich zur Auffangstation gebracht – er hat es leider nicht geschafft.

In diesem Jahr hat wieder ein Igel bei uns Quartier bezogen. Ihn habe ich zwischendurch auch tagsüber überrascht. Er hat links ein steifes Hinterbein, ist aber munter im Garten unterwegs. Nun stellte sich für mich die Frage, muss ich den Igel unterstützen?
Ich wollte mich kundig machen und bin jetzt verwirrter als je zuvor.

Der Expertenrat

Im Internet gibt es viele Informationsportale zum Thema Igelgarten, Igelschutz und Igelfütterung. Mein Thema: die Igelfütterung. Dazu sagen die einen, man solle dem Igel Futter hinstellen, wenn er offensichtlich zu dünn oder krank sei. (Ist er krank, soll man ihn zusätzlich einfangen und zum Tierarzt oder zur Auffangstation bringen.)
Die anderen finden wiederum, dass man dem Igel grundsätzlich Futter anbieten sollte, da es ihm nicht schadet. Hier kommt eine dritte Informationsquelle hinzu, die das ständige Füttern des Igels für schädlich hält, weil er dann faul wird und nur noch vor dem Futternapf auf die nächste Fütterung wartet…

Zu klären ist für die hilfsbereite Igelfreundin, die ich nun einmal bin, auch noch, was der Igel denn so als Futter erhalten soll. Einig sind sich alle, dass der Igel ein Insektenfresser ist. Daneben frisst er Schnecken, wobei es hier schon wieder unterschiedliche Meinungen gibt. Die einen behaupten, dass der Igel Schnecken gar nicht mag. Die anderen halten sie für seine Leibspeise. Regenwürmer verspeist der Igel auch. Und er ist – das wollte ich gar nicht wissen (!) – ein Nesträuber. Wenn er dran kommt, klaut er den Vögeln gern die Gelege und verspeist sie.

Manche Igel-Info sagt, der Igel möge gelegentlich auch Obst. Andere wiederum behaupten, dass Obst dem Igel schade. Nie würde er an Fallobst im Garten gehen – deshalb auch kein Obst anbieten! (Dabei sind am Fallobst doch auch immer viele Insekten…)

Aber nicht genug. Während die Quelle 1 sagt, dass Katzenfeuchtfutter das beste für die Igelfütterung sei, meint die Quelle 2, besser sei Hundefutter und man solle Katzenfutter nur zur Not reichen. Die Quelle 3 wiederum weist darauf hin, dass eingeweichtes Katzentrockenfutter die Delikatesse für den Igel sei (unser Igel rührt das nicht an…). Das Trockenfutter nur nicht trocken geben. Unbedingt einweichen! Andere wiederum empfehlen das Trockenfutter trocken zu geben, da dies dann der Zahnreinigung diene.

Fertiges Igelfutter aus der Tierhandlung ist aus der Sicht einiger Igelkenner absolut nicht geeignet, da es Getreidearten enthält. Getreide, wie etwa Haferflocken sei ein absolutes No-go für den Igel! In der nächsten Information ist jedoch zu lesen, man möge das Katzenfeuchtfutter mit ein paar Haferflocken oder Weizenkleie mischen – für den Igel seien Ballaststoffe unerlässlich und notwendig.

Nüsse und Rosinen darf man nicht, kann man aber doch, wenn man sich auf die „richtige Quelle“ bezieht. Gleiches gilt für Obst. Die einen empfehlen die Gabe von reifem Obst, etwa Bananen, die anderen warnen davor.

In einem sind sich alle einig: der besondere Leckerbissen für den Igel ist das Ei. Aber unbedingt hart gekocht oder als ungewürztes Rührei! Bloß kein rohes Ei für den Igel. Das verträgt er nicht!

Derart verwirrt, denkt die Pragmatikerin, da gehe ich in der Abenddämmerung einfach hin und sammele Schnecken und Regenwürmer ein, die ich dem Igel kredenze. Doch was lese ich? Nein, bloß nicht! Keine Schnecken und Würmer aus dem Garten füttern! Da besteht die Gefahr der Übertragung von inneren Parasiten…

Was kann die ambitionierte Igelfreundin nun tun? Das angebotene eingeweichte Katzenfutter blieb mehrere Nächte vom Igel unangerührt und wurde jeden Morgen vom Hund während seiner Gartenrunde aufgefressen.

Also beobachtet die Igelfreundin den Igel. Sie sieht ihn nur noch in der Dunkelheit durch den Garten tapern. Flink ist er, vor allem wenn man bedenkt, dass das hintere linke Beinchen steif ist. Er macht einen guten Eindruck und scheinbar kommt er auch ganz gut zu Recht. Nun ja, und Schnecken und Regenwürmer gibt es in unserem Garten zuhauf.

Also lieber Igel, solange die Experten sich nicht einig sind, iss, was Du bei uns findest. Ich lasse Dir die Laubhaufen, die Du durchwühlen kannst. Dort findest Du die blöden Schnecken. Der Totholzhaufen, den Du bezogen hast, wimmelt von Insekten. Nimm sie Dir! Ich bin mir sicher, Du wirst durch den Winter kommen. Und ich wünsche mir, dass Du im Frühjahr richtig schneckenhungrig durch den Garten ziehst. Putz sie alle weg!

Ach ja, und wenn Du Dir ein Ei kochen willst, sag einfach Bescheid, das kriegen wir hin.

In diesem Totholzhaufen wohnt unser Igel:

Meine gesammelten Igelexpertisen:

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